Montag, 6. Januar
Recht ausgeruht landen wir morgens
gegen 9:45 Uhr Ortszeit in Santiago. Für mich ist es der erste Besuch in
Südamerika, Ulrich war ja schon ein paar Mal in Brasilien. Es dauert
lange, bis unsere Koffer auf dem Gepäckband erscheinen, und Pass- und
Zollkontrolle brauchen auch ihre Zeit. Aber irgendwann findet sich
unsere Gruppe zusammen. Maximilian (Max), unser Reiseleiter, wartet
bereits auf uns. Er kommt gerade aus Rio de Janeiro, wo er eine andere
Gruppe verabschiedet hat.
Und jetzt fehlt nur noch G., der wird beim Zoll
festgehalten, weil er eine Mandarine, die er im Rucksack hatte, nicht
auf der Zollerklärung erwähnt hat. Bei der Einfuhr von Lebensmitteln
ist offensichtlich mit den Chilenen nicht zu spaßen. Die Strafe für uns
alle besteht in etwa einer Stunde zusätzlicher Wartezeit. Aber dann
sind wir endlich komplett (wir sind 12). Wir werden zusammen mit unserem
Gepäck in einem kleinen Van verstaut, der mal gerade Platz für uns alle
hat, und fahren ins Hotel. Das Hotel Bonaparte ist ein sehr angenehmes
Haus, wir sind zufrieden. Die lange Wartezeit am Flughafen hat
allerdings den Zeitplan für den Rest der Aktivitäten deutlich
komprimiert, und wir haben nur 15 Minuten Zeit, um uns für den
Stadtrundgang umzuziehen. Schließlich sind wir in Deutschland bei etwa
10° Cel. abgeflogen, und hier sind es sicherlich 35°.
In der
Lobby wartet schon C. , die uns Santiago zeigen wird. Zunächst geht es
zum Mercado Central, dem Zentralmarkt mit seinen vielen Restaurants.
Hier essen wir auch zu Mittag, und hier lernen wir das chilenische
Nationalgetränk kennen, Pisco Sour. Pisco ist ein Destillat aus
Traubenmost, er ist benannt nach der peruanischen Stadt Pisco, und
sowohl Chile als auch Peru beanspruchen für sich das alleinige Recht,
ein Getränk mit Namen Pisco herzustellen. In den Pisco Sour gehören noch
Limettensaft, Zuckersirup und (in der Originalversion) Eiklar. Er
trinkt sich gut, und er wird uns für den Rest unserer Reise durch Chile
begleiten, in vielen Restaurants wird er ungefragt (und kostenlos) als
Digestiv gereicht.
Nach dem Essen gehen wir in die Innenstadt Santiagos. Wir laufen die Puente entlang, die zentrale Shoppingmeile und machen auch unsere ersten Erfahrungen mit „spanisch sprechenden“ Geldautomaten.
Ulrichs Visacard wirft das Handtuch, aber glücklicherweise gelingt es uns dann mit meiner Karte, dem Automaten noch etwas Bares zu entlocken. Auch im weiteren Verlauf der Reise werden wir immer wieder erleben, dass funktionsfähige Geldautomaten hier nicht an jeder Ecke zu finden sind.
Santiago wirkt sehr europäisch, das Stadtbild ist uneinheitlich. Durch die vielen Erdbeben hier sind in der Vergangenheit ältere Gebäude immer wieder zerstört worden. Rund um die Plaza del Armas am Ende der Puente findet man noch einige wenige historische Gebäude. Im Westen liegt die Kathedrale, ein Bau aus dem 18. Jahrhundert mit einer üppigen, weitgehend von bayerischen Jesuiten stammenden Innenausstattung - die fünfte Kirche, die an dieser Stelle erbaut wurde. Nördlich der Plaza schließen drei weitere historische Gebäude an: die Post, früher Gouverneurspalast, das Museo Historico Nacional im ehemaligen königlichen Audienzgebäude und das Rathaus an der Stelle, wo einmal das Gefängnis war. Der Platz selbst ist von einem Bauzaun umgeben, so dass wir keinen Gesamteindruck bekommen können.
Wir laufen noch zum Palacio de La Moneda, der einstigen Münzprägeanstalt
Chiles, dem heutigen Präsidentenpalast. Er war Schauplatz des blutigen
Militärputsches vom 11. September 1973 gegen Salvador Allende durch den
General und späteren Diktator Augusto Pinochet.


Danach geht es ins Hotel. Wir haben 45 Minuten Zeit, bis wir zum Abendessen abgeholt werden. Im Eladio, dem Restaurant heute Abend, treffen wir den Leiter der Viventura-Agentur in Chile, und er spendiert - natürlich - Pisco Sour. Ansonsten gibt es Steaks und chilenischen Wein, und wir lernen die ersten Mitreisenden etwas genauer kennen.
Zurück im Hotel bleibt zum Schlafen nicht
richtig viel Zeit. Morgen früh werden wir um 7.30 Uhr zu einer Jeeptour
abgeholt. Nur gut, dass durch den angenehmen Nachtflug und die eher
geringe Zeitverschiebung von nur vier Stunden der Jetlag ausgeblieben
ist!